Winterimpressionen - Sigma 19 mm F2.8 EX DN

Gerade haben wir ja in vielen Regionen Deutschlands das wärmste Weihnachtsfest seit Beginn der Wetteraufzeichnung erlebt. Hier in Mittelfranken wurden am 25.12. immerhin fast 15 Grad erreicht, und angeblich wird bei uns sogar bis mindestens 5.Januar keine Schneeflocke mehr zu sehen sein.
Fast unwirklich erscheint einem mittlerweile die Erinnerung an die Schneeperiode vor 14 Tagen (und davor), als hier die Landschaft so herrlich weiß und die Temperaturen frostig waren.

Daher möchte ich hier ein paar Schneebilder vom 13.Dezember zeigen - entstanden samt und sonders mit dem Sigma 19 mm F 2.8 EX DN an der Olympus E-PM1.

Ein paar Bemerkungen zum Objektiv:

Sicherlich ist es eine Geschmacks- und Einstellungsfrage, ob man ausschließlich mit einer so gemäßigten Weitwinkel-Festbrennweite (38mm kleinbildäquivalent!) unterwegs sein möchte. Ich war vor Erwerb und Nutzung des Objektivs auch skeptisch.
Aber diese Brennweite stellt sich mir zusehends als sehr gute Reportagebrennweite dar: man muss näher ran als mit einem Normalobjektiv oder bekommt "mehr drauf", kann im Nahfeld schon leichte Weitwinkeleffekte erzeugen und ist perspektivisch doch mit einer noch recht "authentischen Sichtweise" unterwegs.

Das Sigma erlaubt zudem dank seiner 2.8er-Öffnung ein Arbeiten mit Unschärfe und ist optisch so gut korrigiert, dass auch die RAWs keine nervende (weil nur eine minimale) Tonnenverzeichnung aufweisen - im Gegensatz zur ansonsten gelobten, lichtstärkeren Hochpreis-Konkurrenz von Olympus (17 mm) und Panasonic (20 mm).
Dank guter Verabeitung und Haptik, geringem Gewicht (140g) sowie extrem flottem Autofokus bekommt man so für derzeit rund 150 € (= Online-Marktpreis; UVP: 209 €) eine grundsolide Optik, die sich durch ihre mitgelieferte Streulichtblende ebenfalls positiv abheben kann.

Zurück zum Schnee:

Am 13.Dezember dachte ich mir morgens beim gespiegelten Blick aus dem Badfenster, dass dieser sonnige Schneetag gut geeignet wäre, um die 19er Sigma-Festbrennweite während eines Spaziergangs durch unsere Gemeinde einmal auf ihre Stärken und Schwächen abzuklopfen.


Der nächste morgendliche Blick nach draußen zeigte die sehr gute Performance der Optik gegen´s Licht. Und die geringe, bei der RAW-Verarbeitung bewusst "naturbelassene" Tonne (wegen des schrägen Blickwinkels und der etwas nach unten geneigten Kamera leicht asymmetrisch).


Mehr chromatische Aberration (siehe z.B. Stuhlbeine im nachfolgenden Crop) gibt es da trotz mehrerer widersprechender Online-Erfahrungsberichte nicht, und störende Gegenlichtreflexe sind auch Mangelware. Was mich hier am ehesten stört, ist die schlecht geputzte Scheibe (mea culpa!). Habe ich etwa ein besonders gutes Objektivexemplar erwischt (Stichwort Serienstreuung)?

Hier der 100%-Crop (ISO 200 händisch, F 6.3 mit 1/125s):


Die Nahgrenze von 20 cm (ab Sensorebene, also ein Aufnahmeabstand von ca. 15 cm vor der Frontlinse!) erlaubt detailreiche, luftige Großaufnahmen, bei denen selbst bei Blendenzahl 6.3 der Hintergrund ins sanfte Bokeh wandert.


Durch den Bildwinkel lassen sich auch Perspektivbeziehungen gut darstellen (mit knapper F 4). Und auch hier kann man die (nicht korrigierte!) tonnenförmige Verzeichnung mit der Lupe suchen:


Noch eine Nahaufnahme (F 4.5) - diesmal trifft´s die schneebedeckte Besenheide vor dem Schwaiger Rathaus.


Leichte Weitwinkeleffekte und das Spiel mit der Unschärfe lassen sich - wie oben bereits erwähnt - mit 19 mm und Offenblende gut umsetzen (Fokus auf der rechten vorderen Schnee-Holz-Grenze):


Das kleine Zentrum von Schwaig b. Nürnberg bildet der Schlosshof mit dem "Neuen Schloss" (re.), mehreren Fachwerkgebäuden, einem Brunnen und der Gemeindebücherei (letztere nicht im Bild).
Ein völlig unspektakuläres Bild, wo mehr Bildwinkel (=> Luft in der Breite) natürlich wünschenswert gewesen wäre. Aber ich war ja nun mal nur mit dem 19er unterwegs.


Eindrücklich war für mich der vor dem Schloss posierende Schneemann. Bei diesem Bild überzeugt das Sigma wieder mit kontrastreicher Abbildung bis in die Bildecken sowie dem ausreichend offenen Bildwinkel, der Vordergrund-Hintergrund-Beziehungen gut ins Bild setzen kann.


Selbst eine Litfasssäule kann im Schnee attraktiv sein, wenn ihre bunten Plakate gut rauskommen (F 4.0).


Wieviel Freistellung geht mit dem Sigma 19mm? Das gute alte Bismarck-Rad mit verschneitem Originaltacho demonstriert bei Offenblende - genau soviel:


Zugegeben, da würde man sich manchmal noch etwas mehr Freistellung wünschen, aber man kann für 150 € nicht alles haben... Eine rattenscharfe Abbildung im Schärfebereich ist doch auch schon was.

Mit einem letzten Bild eines leicht schiefen Hydranten (in unserem Ortsbild allgegenwärtig) habe ich diesen Spaziergang durch den Schnee beendet.
Sicherlich ist diese Bildstrecke angesichts der recht alltäglichen Motive keine preisverdächtige, aber sie zeigt, was man mit dieser sehr guten Sigma-Festbrennweite und den ungewöhnlichen 19 Millimetern Brennweite so alles anstellen kann.


In meiner mFT-Phototasche (Lowepro Apex 120) jedenfalls hat diese Optik daher mittlerweile einen festen Platz abonniert.

P.S.: Habe noch einen 100%-Crop der Gegenlichtaufnahme (Bild 2) zur Beurteilung der CAs eingefügt.
Natürlich wünsche ich allen hier bei dieser Gelegenheit auch einen guten Rutsch ins Neue Jahr und eine baldige Wiederkehr des photogenen, "richtigen" Winterwetters!