Ein Blick in die Historie: Seit den Anfängen des mFT-Systems (mit der Panasonic G1 auf der photokina 2008) gibt es wohl kein Feld, in dem sich der Stand der Technik augenscheinlicher und rasanter weiterentwickelt hat als bei den Digitalsuchern (auch: EVF = Electronic Viewfinders).
Mangelnde Auflösung und Farbtreue sowie das Verwischen des Sucherbilds bei Schwenks waren vor fünf Jahren noch Schwächen selbst der besten Digitalsucher, die man nicht wegdiskutieren konnte.
Das alles ist vorbei. Spätestens, seit Olympus im Sommer 2013 mit dem Aufstecksucher VF-4 einen hochauflösenden EVF auf den Markt brachte, der systemübergreifend Maßstäbe setzte. In unserem Blog wurde das gute Stück ja hier schon entsprechend gewürdigt und beschrieben. Details sind dort nachzulesen.
Nur soviel: Mit dem VF-4 können die PENs ab Generation Zwei (Firmware-Update notwendig) auf das Sucherniveau modernster Kameras gehievt werden. "Cutting edge" also für derzeit knapp 300 Euro - und damit die faszinierendsten und kostspieligsten 42 Gramm seit der "Blauen Mauritius"...
VF-4 an einer PEN lite (E-PL) / PEN mini (E-PM)
Warum VF-4? Bei der Vorstellung der E-M1 im Oktober entdeckte ich erstaunt, dass die Suchergröße und -auflösung des VF-4 IDENTISCH ist mit dem phänomenalen E-M1-Sucher (nur dessen Brillianz ist wohl noch etwas besser; Dank an Oly-Forumsmitglied Olyver für dieses Praxisurteil), und da wusste ich schon: den VF-4 will ich für meine E-PL3, baldmöglichst...Denn eine kleine PEN (E-PM/PL) ohne Sucher ist toll zum Überallhin-Mitnehmen, ohne Frage! - zum gezielten, genauen Komponieren von Bildern (wie mit einer DSLR mit 100%-Sucher oder einer OM-D am Auge) taugt sie aber kaum. Die kleinen Panorama-Displays der kompakten PENs tun ihr übriges. Insbesondere in schwierigen Lichtsituationen und nachts sind da oft nur "Zufallstreffer" möglich.
Erste Praxiseindrücke
Nun ist mein Sucher da. Und schon beim ersten Ausflug mit E-PL3, Telezoom 40-150mm II R und VF-4 (siehe obige Bilder) auf den kalten Höhen der Fränkischen Schweiz hatte ich mein Aha-Erlebnis:Als die erste Faszination des riesengroßen Sucherbilds mitsamt der Sucheranzeigen erstmal vorüber war und ich meine leichte Ernüchterung angesichts der etwas limitierten Auflösung an einer älteren PEN unter "trotzdem klasse" richtig eingeordnet hatte, entdeckte ich das klarste Argument für diesen Aufstecksucher: Gegenlicht.
Ganz knapp neben der untergehenden Sonne konnte ich im VF-4 Bäume, Silhouetten und allerhand Nuancen klar und unangestrengt erkennen (siehe Bild). Ohne Sucher hätte ich hier nur mit halb zugekniffenen Augen die Kamera von mir strecken und "knipsen" können, mit VF-4 aber suchte ich mir in aller Seelenruhe den besten Standort, wählte den Bildausschnitt, den Belichtungspunkt (AEL), den Fokuspunkt und bekam dieses genau so gewollte Bild:
Praktisch am VF-4 ist ebenfalls:
a) er ist genau so gut (E-PL5) oder noch besser (E-P5 und zukünftige E-PL/PM-Nachfolger) auch für das nächste PEN-Gehäuse nutzbar, welches man sich anschafft
b) er ist eine klasse Option für gewisse Momente - man steckt ihn nur auf, wenn man ihn braucht, ansonsten ist er in seinem Beutelchen bestens aufgehoben.
Den VF-4 kann ich somit weiterempfehlen, auch wenn (oder gerade weil?) er nicht billig ist. Diese 42 Gramm sind "die Antwort auf alle Fragen" für PEN-Freunde wie mich, die auch bei Gegenlicht dem photographischen Zufall keine Chance lassen möchten. Und faszinierend ist das Teil sowieso.