E-PL1 mit Voigtländer Nokton 1.1/50 mm

Immer wieder hatte ich Berichte über die Verwendung der PENs mit den "alten manuellen Schätzen" gelesen und die teilweise tollen Ergebnisse bewundert. Doch was, wenn man  - dummerweise - schon vor Jahren seine alten Schätzchen alle verkauft hat? Bleibt nur investieren und ein Schätzchen kaufen. Als Fan von available light Fotografie stellte sich keine Frage, was das sein müsste: Ein hochlichtstarkes Objektiv in Portraitbrennweite. Das Leica Noctilux zu teuer, das neue Noktor 0.95 zu unsicher - aber als alter Voigtländer Fan fiel mir jetzt das neue 1.1/50 mm Nokton ein. Auch nicht gerade als billig zu bezeichnen, ist es jedoch im Vergleich zum Noctilux ein absolutes Schnäppchen.

Alte Freunde in Deutschland ( großer Dank und Gruß nach Fürth!) machten sich die Mühe, mir eins samt Adapter nach Taiwan zu schicken. Letzte Woche kam es dann an. Was für ein Anfassgefühl - butterweich und satt laufende Einstellringe und ein tolles Oberflächenfinish, wie man es halt von den von Cosina gebauten Voigtländer Objektiven kennt. Auch der Voigtländer Adapter passt exakt ohne Spiel. 428 Gramm sind nicht gerade wenig, da wiegt das Objektiv auf jeden Fall schon mal deutlich mehr als das Gehäuse. Aber dadurch liegt die Kamera auch sehr gut in der Hand, Gewicht stabilisiert eben. So sieht die Kombi aus:



Erste Versuche an der E-PL 1 im Büro sind schon mal begeisternd. Der Stoffbezug meines Bürostuhls - die Schärfe springt mir förmlich ins Auge. Unglaublich, wie man die Schärfe bei f 1.1 auf den Punkt setzen kann. Aber auch ein kleiner Minuspunkt fällt mir gleich auf: Die Mindestentfernung beträgt 1 Meter, da würde man sich ein wenig weniger wünschen. Aber egal, ich will mit dem Objektiv ja keine Makros machen. Mein Lieblingstempel in Taipei, der uralte und dunkle LungShan ( Drachenberg) Tempel ist das Ziel. Dort war ich schon oft mit meiner E-3 (Fotogalerie) gewesen, hatte aber immer ein wenig das Problem, mit dieser Kamera zu auffällig zu sein. Will ich doch jetzt mal sehen, wie das mit der kleinen PEN so klappt.

Die ersten Versuche im dusteren Tempel waren ernüchternd - alles unscharf. Nur mit dem Monitor scharf zu stellen ist bei Offenblende - zumindest für einen Brillenträger wie mich - nahezu unmöglich. Also neue Versuche, jetzt mit dem tollen häßlichen VF2 Aufstecksucher. Und damit ist es kein Problem mehr, den optimalen Schärfepunkt zu finden. So ein Objektiv mit Punkt-AF wäre natürlich das Optimum, aber auch manuell geht es schnell und sicher. Und jetzt erst einmal einige Fotos:


Ich glaube, ich habe ein neues Lieblingsobjektiv an meiner PEN E-PL1, die ich mir ja ursprünglich nur zum Tauchen zugelegt hatte. Aber auch im Landeinsatz macht mir die Kleine immer mehr Spaß. Bis auf Eines: Die kürzeste Verschlusszeit ist lediglich 1/2000 sec. Was haben sich die Olympus Strategen denn dabei gedacht? Dass man nur mit lichtschwachen Kitobjektiven fotografiert? Mit dem Nokton bei Offenblende gibt es selbst bei nur  etwas besseren Lichtbedingungen keine Chance mehr, zu richtig belichteten Bildern zu kommen. Graufilter? Nein, danke! Da muss Olympus aber spätestens bei einer E-PL2 nachbessern. Die anderen PENs können schließlich auch kürzer!

Zurück zum Objektiv: Alle Aufnahmen oben sind mit Offenblende gemacht, Schärfung in der Kamera auf +1 gestellt. Teilweise habe ich später Ausschnitte gemacht, weil einige Motive doch zu weit weg waren. An hellen Stellen zeigt sich eine leichte Überstrahlung, die aber bereits bei f1.4 deutlich geringer wird. Nach der Umwandlung der Dateien zu Graustufen ist davon nur noch wenig zu sehen. Die Schärfe - natürlich auch bedingt durch die minimale Schärfentiefe - ist faszinierend., auch wenn  der Detailreichtum bei Offenblende leidet. Die Bilder sehen ein wenig "glattgebügelt" aus. Dieses und das bischen Überstrahlung stört mich jedoch nicht im geringsten, die tolle Stimmung der Bilder ist viel wichtiger. Meine Fotos sind JPG Dateien, mit RAW wäre vielleicht noch ein wenig zusätzliche Qualität erzielbar. Auch das Bokeh im unscharfen Hintergrund gefällt mir ausgesprochen gut.

Jetzt habe ich nur noch ein Problem: Ich will mehr. Mehr Brennweite nämlich, vielleicht so um die 100 mm bei f2.0 vielleicht? Bitte liebe Voigtländers oder wer auch immer: Das wäre was!!